Cazze schreibt… Postkarten

Die Postkarte ist vor kurzem 150 Jahre alt geworden. Das wusstet ihr nicht? Ok, ich bis vor ein paar Monaten auch nicht. Am 01. Oktober 1869 wurde in Österreich-Ungarn die sogenannte »Correspondenzkarte« eingeführt. Anfangs war es nur ein Stück braunes Papier, das man zwischen bestimmten Ländern und innerhalb dieser Länder verschicken konnte, mit ein bisschen Platz zum Schreiben und zum geringeren Preis als ein herkömmlicher Brief. Die Postkarte war bald ein Verkaufsschlager und hatte seine Blütezeit bis zu den 20er Jahren.

Inzwischen sind die Zahlen drastisch gesunken und kaum noch jemand versendet Postkarten. Aber es gibt sie noch. Umzingelt von römischen Legionen in einem kleinen, gallischen Dorf, wo sie mithilfe ihres Druiden Miraku … äääähhhmm… andere Geschichte ;-)

Es gibt eine Seite namens postcrossing.com, auf der man sich gegenseitig Postkarten schickt. Ich habe seit ungefähr zwei Jahren dort auch einen Account und verschicke Postkarten.

Damals im fernen Jahre 2016 habe ich zu Weihnachten einen Harenberg Postkartenkalender mit Eulen (mit was auch sonst) bekommen. Weil ich es schade fand, dass sie Eulis dann in irgendeiner Kiste verschwanden, habe ich mich genau am 01.01.2017 bei postcrossing angemeldet.

Aber wie funktioniert das Ganze genau? Bei seiner Accounterstellung muss man seine Adresse angeben. Dann kann es auch schon losgehen. Man geht auf »Send a postcard« und schon bekommt man die Adresse von einem oder einer anderen Postcrosser*in. Man sieht das Profil und kann danach entscheiden, welche Postkarte man senden möchte.

Das wichtigste dabei ist die Postcard-ID. Das ist das Einzige, was (neben der Adresse) unbedingt auf der Postkarte stehen muss. Für Deutschland ist das DE und eine laufende Zahl.

Ansonsten kann man sich frei austoben. Man kann schreiben, wie es einem geht, welche Hobbies man hat. Manche Postcrosser*innen stellen auf ihrem Profil auch kleine Aufgaben, wie: »Schreibe einen Satz in deiner Muttersprache« oder »Was ist das Schönste, was dir heute passiert ist« aber das ist alles nicht verpflichtend.

Meistens sollte man aber schon ein bisschen mehr schreiben als nur »Happy postcrossing« (Der geheime Postcrosser*innen -Gruß).

Das verrückteste, was ich mal geschrieben habe, war die komplette Übersertzung auf Englisch des ersten Blogposts der Sisters of Saratoga. Sehr gängig sind aber auch kleine Gedichte und Rezepte (ich habe mal ein sehr einfaches, aber tolles Rezept für Grillsoße bekommen. Ein Teil Ketchup, ein Teil Mayo, zusammenmixen, fertig), Lieblingssänger und Lieblingsbücher.

Die gängigste Sprache ist dabei Englisch, aber man kann in seinem Profil angeben, welche Sprachen man spricht und dementsprechend beim Gegenüber auch in den Sprachen schreiben. Ich versuche, bei französischsprachigen Postcrosser*innen auf Französisch zu schreiben und habe auch schon ein paar Karten auf Türkisch geschrieben (mit seeehr viel Hilfe von Google). Nach dem Text kommen noch ein paar Sticker, Washitape und natürlich Briefmarken drauf und dann geht es ab mit der Post.

Zu Beginn kann man nur 5 Postkarten gleichzeitig verschicken, doch je mehr Postkarten angekommen sind, desto mehr Slots werden freigeschaltet. Ich bin zum Beispiel inzwischen schon bei 20 Slots.

Wenn das Gegenüber die Postkarte bekommen hat, gibt es die Postcard-ID ein und einen kleinen Dankestext. Man selbst bekommt dann per E-Mail bescheid. Und dann bekommt man selber eine Postkarte von eine*r dritten Postcrosser*in geschickt.

Natürlich ist die Post nicht immer und nicht in allen Ländern zuverlässig, deswegen kann es auch sein, das Postkarten nicht ankommen. Oder sich Postcrosser*in nicht mehr für Postcrossing interessiert. Nach 60 Tagen »Expired« die Postkarte. Sie wird immer noch im Profil angezeigt (man könnte also nochmal eine Karte schreiben), aber der Slot wird freigegeben. Nach 365 Tagen wird die Postkarte gelöscht.

Ich habe durch Postcrossing schon fast 600 Postkarten bekommen (und genausoviele verschickt). Da ich in meinem Profil angegeben habe, dass ich Eulen mag, bekomme ich sehr viele Eulen zugeschickt ^^ Ich hätte zudem nie gedacht, dass es so hübsche Briefmarken gibt. Ich liebe russische Briefmarken, die sehen ein bisschen wie aus einem Märchenbuch aus.

Aus schreibtechnischer Seite sind die Postkarten eine gute Übung auf geringen Platz einen Text unterzubringen, der zum Gegenüber passt und damit ein Gefühl der Verbundenheit gegenüber der Mini-Mini-Bekanntschaft schafft.

Man bekommt einen kleinen Einblick in die Kultur und in den Alltag von Menschen von anderen Ländern (auch wenn 30% meiner Postkarten nach Deutschland gehen). Man stellt fest, dass man gar nicht so verschieden ist. Und man lernt verschiedene Vorlieben kennen, die man natürlich dann auch wieder auf seine Romancharaktere übertragen kann.

Alles in allem kann ich postcrossing sehr empfehlen.

Wie sieht es bei euch aus? Schreibt ihr Postkarten?

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