Sisters of Saratoga #5

»Wo sind wir?« Hedwig rieb sich den Kopf mit ihren Flügeln. Es war immer noch ziemlich dunkel, doch es hatte zumindest mit dem Gewitter aufgehört. Diesen verdammten Zauberspruch würde sie nie wieder benutzen! Wo war überhaupt ihr Zauberstab abgeblieben?
Neben ihnen lagen verstreut die Teile des DeLoreans. Babyeuli richtete sich keuchend auf und rückte ihre Schleife zurecht. Hasoli wühlte in den Teilen.
»Wo sind Teddy und Euli?«
»Weiß ich nicht. Siehst du sie irgendwo Hasoli?«
Hasoli schüttelte den Kopf.
Babyeuli sah sich um. Sie waren in einer Höhle, der Dunkelheit und den steinigen Wänden zu schließen. Überall brachen Wurzeln durch die Decke und irgendwo hörte Euli ein leises Plätschern.
»Wir müssen unter dem Baum sein, gegen den wir gefahren sind. Aber ich verstehe nicht. Da ist doch der Blitz eingeschlagen. Und wie sind wir in diese Höhle gekommen?«
»Ich weiß nicht. Sollten wir nicht dem Geräusch des Wassers folgen? Dann kommen wir hier vielleicht irgendwie raus.«
Babyeuli wusste nicht, ob sie das für eine so gute Idee finden sollte. Was ist, wenn draußen immer noch das Unwetter wütete? Und was passierte mit Euli und Teddy? Doofe Euli, sie hätte sich nie auf deren blöden Vorschlag einlassen sollen. Saratoga, das heilige Chipsland mit dem ewigen Chipsbrunnen. Was für eine Schnapsidee!
»Na gut, mir fällt sowieso nichts besseres ein« Babyeuli gesellte sich zu Hedwig und Hasoli. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Ursprung des plätschernden Geräusches.
Als sie nach einiger Zeit dort ankamen, war Babyeuli enttäuscht. Das Wasser war kaum mehr als ein Rinnsal, dass sich durch den Höhlenboden seinen Weg durch den Höhlenboden grub. Es war nur wenige Meter weit, bis es versiegte. Vermutlich nur etwas Regenwasser, das durch den Baum getropft war.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Hasoli.
»Lasst uns einfach weitergehen. Irgendwann finden wir schon den Weg hier raus.« Babyeuli fand ihre Idee nun mehr als fragwürdig. Was wenn Teddy und Euli verletzt waren und sie genau von ihnen wegliefen. Und das nur wegen eines plätscherns? Sie wollte schon fast zurücklaufen, doch besann es sich anders. Was würde sie von den anderen beiden für eine Anführerin abgeben, wenn sie plötzlich ihre Meinung änderte? Sie mussten irgendwie einen Weg hier raus finden. Dann konnten sie immer noch zurückgehen und Euli und Teddy retten. Mit geeignetem Werkzeug natürlich.
Sie liefen weiter durch die Höhle und bildete sich das Babyeuli nur ein oder wurde das tatsächlich heller?
»Da vorne ist etwas« Hasoli sprang aufgeregt auf und ab. Tatsächlich hörte Babyeuli etwas, was das Plätschern, das sie zurückgelassen hatten, übertönte.
Irgendetwas schabte in unregelmäßigen Abständen.
Babyeuli blieb stehen. Das klang einfach zu gruselig, um weiterzugehen. Sie konnte nicht genau einordnen, was das war. Es klang wie, wenn man mit einer Schaufel über den Boden kratzte. Oder wie der Hausmeister, wenn er im Winter mit dem Rechen Blätter auf einem Haufen sammelte. Oder wie ein wildes Tier, das die Haut von Knochen abschabte. Etwas riesengroßes. Mit roten Augen. Etwas das kleine Babyeulis wie sie zum Frühstück verspeiste. War das vielleicht der Grund, weshalb sie Teddy und Euli …
Nein, daran wollte Babyeuli nicht denken.
»Was ist los?«
»Hört ihr das nicht?«
»Doch, da ist jemand! Lasst uns schnell hingehen, vielleicht kann derjenige uns helfen«
»Pssst, nicht so laut! Bist du verrückt. Was ist, wenn das was gefährliches ist?«
»Wir tasten uns vorsichtig heran. Du kannst schon einmal vorgehen und auskundschaften und dann können wir …«
»Nein«, Babyeuli unterbrach Hasoli. »Ich werde garantiert nicht vorrangehen. Nur weil du zu feige bist, es selbst zu machen…«
Hasoli legte die Ohren an. »Na hör mal! Du traust dich doch nicht weiter«
»Bitte hört auf, euch zu streiten. Und seid vielleicht einmal ein bisschen leiser« warf Hedwig dazwischen.
»Warum?«
Eine krächtsende Frauenstimme meldete sich »Weil wir euch hören können.«
»Darum«, schloss Hedwig.
Vorsichtig schoben sich die drei Kuscheltiere weiter. Das Schaben hatte aufgehört.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Hasoli flüsternd. »Das sind Menschen, die wollen uns vielleicht fressen!«
»Wir wollen euch nicht fressen. Und wir sind auch keine Menschen.«
»Ach ja« Auf Kravall gebürstet hüpfte Babyeuli weiter nach vorne. Hedwig und Hasoli folgten ihr. »Was seid ihr dann?«
Sie standen nun wieder in einer Höhle, die merkwürdig Erleuchtet schien. Die Wurzeln des Baumes verdeckten die gesamte Höhlendecke, nirgendwo war ein Spalt nach draußen oder eine andere Lichtquelle zu sehen, doch irgendwie war es genauso hell, wie tagsüber bei ihnen im Wohnzimmer. Drei alte Frauen mit eigenartiger Kleidung saßen um einen Brunnen herum. In der einen Hand jede von ihnen einen Holzstock, in der anderen ein Schnitzmesser. Davon kam also das Schaben.
»Wir sind die Nornen. Ich bin Urd, das sind meine Schwestern Verdandi und Skuld und ihr seid auf dem Weltenbaum gelandet.«
»Besser gesagt, wir sind mit unserem Auto dagegen gefahren. Habt ihr vielleicht Teddy und Euli gesehen?«
»Sie sind nicht hier«, erwiderte Verdandi. »Der Bifröst hat sie in eine andere Welt gebracht«
»Sagt jetzt blos nicht, nach Saratoga«, murmelte Babyeuli.
»Nach Saratoga«
Babyeuli verdrehte die Augen.
»Super. Und wie kommen wir dahin?«
»Das gestaltet sich ein bisschen schwierig. Euer DeLorean hat leider den Weltenbaum schwer beschädigt. Die Urdquelle ist versiegt, aus dem der Weltenbaum seine Kraft zieht. Außerdem habt ihr den Bifröst zerstört.«
»Das kann nicht sein. Ich hab das im Fernsehen gesehen. Wir brauchen blos so einen Typen mit einem Hammer, der ruft einen anderen Typen und dann beamt der ihn hoch. Und das macht immer so schöne Muster auf dem Boden.«
»Leider«, krächtste Urd »Ist das Leben kein Marvel-Film«

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